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Snapchat hat 2017 die Social-Media-Welt mit der Einführung seines „Stories“-Formats kräftig aufgemischt und den Nerv der Zeit getroffen. Schon kurz darauf haben Facebook & Co reagiert und ähnliche Formate eingeführt. Dennoch fristet Snapchat beim Online-Marketing neben den Branchenriesen Facebook oder Instagram in Deutschland eher noch ein Nischendasein. Allerdings ist der US-Dienst mit mehr als neun Millionen Nutzern hierzulande besonders für kleinere Unternehmen und Start-ups hochinteressant. Besonders dann, wenn Sie eine sehr junge Zielgruppe erreichen wollen.

Was ist Snapchat?

Snapchat ist eine im September 2011 von Robert Murphy und Evan Spiegel in Los Angeles gelaunchte Messenger App. Ein weißes Gespenstersymbol auf gelbem Hintergrund – das Snapchat-Logo, ist vor allem bei jungen Leuten rund um den Globus sehr bekannt. Mit wenigen Klicks kann die kostenfreie App auf einem Smartphone oder Tablet installiert werden.

Nun können personalisierte Fotos und kurze Videos (maximal zehn Sekunden lang) verschickt werden, die mit Stickern, Filtern, Animationen oder In-App-Werkzeugen zuvor personalisiert worden sind. Das Besondere bei Snapchat: Die sogenannten „Snaps“ sind sehr kurzlebig und werden bereits nach wenigen Sekunden automatisch wieder gelöscht. Für die überwiegend 15 bis 25 Jahre alten Nutzer steht ganz klar der Spaßfaktor im Vordergrund.

Nach und nach kamen weitere Funktionen wie etwa „Snapchat Lenses“ hinzu. Damit können spaßige Animationen oder Illustrationen über das fotografierte Gesicht oder die gefilmte Umgebung gelegt werden, was der App bei Jugendlichen noch einmal enormen Zulauf brachte. Die Plattform gilt als Face-to-Face Plattform, da die Snaps personalisiert verschickt werden und sich nach sehr kurzer Zeit wieder selbstständig löschen und nicht mehr einsehbar sind. Mittlerweile können User über die App auch telefonieren, sogar per Videocall.

Seit 2015 sind zudem visuelle Tagebücher, sogenannte „Snapchat-Stories“, möglich. Anders als die personalisierten Inhalte, können diese bis zu 24 Stunden von der Community angesehen werden. Der Börsengang Anfang 2017 spülte dem US-Unternehmen viel Geld für künftiges Wachstum und das Entwickeln neuer Features in die Kassen. Die Nachrichtenagentur Reuters bezeichnete das Going Public von Snapchat damals als „einen der größten Börsengänge in der Technologiebranche“.

 

Welche Zielgruppe hat Snapchat?

Snapchat hat in Deutschland derzeit mehr als neun Millionen aktive Nutzer täglich. 70 Prozent der deutschen Snapchat-User sind nicht älter als 24 Jahre. Das soziale Netzwerk hat also eine sehr junge Zielgruppe, nur 15 Prozent der deutschen Nutzer sind älter als 35. Das macht den Dienst zu einem sehr interessanten Partner für Start-ups und Unternehmen mit einer jungen Zielgruppe. Gehören Sie dazu, sollten Sie sich die Werbemöglichkeiten auf der Plattform auf jeden Fall im Detail analysieren. Ganz besonders deshalb, weil diese junge Zielgruppe kaum über Facebook erreichbar ist, denn zwei Drittel der Snapchat-User haben gar keinen Facebook-Account. Allerdings sind 83 Prozent der deutschen Snapchat-Nutzer auch auf Instagram und 64 Prozent auf YouTube unterwegs.

Noch ein paar Zahlen zu den europäischen Ländern: Neben den USA mit täglich mehr als 90 Millionen Usern ist Europa für Snapchat mit 70 Millionen Nutzern pro Tag der zweitwichtigste Markt weltweit. Auch das Wachstumstempo ist mit einer Zunahme um vier Millionen User in den vergangen 12 Monaten ähnlich hoch wie in den USA.

Besonders erfolgreich war die App zum Jahreswechsel 2019. In der Silvesternacht haben 200 Millionen User weltweit Snaps mit Augmented-Reality-Effekten verschickt. Insgesamt registrierte der Dienst zum Jahreswechsel 13 Milliarden Interaktionen mit Snapchat-Lense.

Sehr wichtig für geplante Online-Marketing-Überlegungen ist auch die tägliche Verweildauer auf der Plattform. Sie liegt aktuell bei mehr als 30 Minuten und ist ein Beweis für die Aktivität ihrer Nutzer, die Snapchat offenbar sehr regelmäßig einsetzen.

 

Für wen eignet sich Snapchat?

Snapchat-User wollen Analysen zufolge in erster Linie Kontakt zu ihren Freunden pflegen. Ähnlich wichtig sind ihnen amüsante und unterhaltende Inhalte. Von großer Bedeutung ist es mehr als der Hälfte der User aber auch, bei Nachrichten und Events auf dem Laufenden zu sein – ein guter Hebel für Online-Marketing-Aktivitäten. Eine weitere Chance für Vermarkter: Fast die Hälfte der User ist zudem offen für Informationen über interessante Produkte.

Aber wie genau funktioniert gutes Online-Marketing auf Snapchat? Im Folgenden drei äußerst erfolgreiche Snapchat-Kampagnen der letzten Jahre, die als gute Inspiration dienen können:

WWF – Last Selfie von bedrohten Tierarten

Der dänische Ableger des WWF nutze die besonderen Möglichkeiten der Social-Media-Plattform in fast genialer Weise. Die „Last-Selfie-Aktion“ des World Wildelife Fund zeigte Fotos von bedrohten Tierarten auf Snapchat, die nach wenigen Sekunden, wie üblich, wieder verschwanden. Eine sehr eindringliche Metapher für dringend nötige Maßnahmen zum Erhalt aussterbender Tierarten. Die Kampagne funktionierte weit über die Grenzen von Snapchat hinaus. Nur eine Woche nach Start der Aktion überschwemmten die Fotos auch das Netzwerk Twitter, und erreichten so zusätzlich die Hälfte aller Twitter-User – für die Macher ein toller und komplett kostenfreier Multiplikator.

H&M-Schnitzeljagd in Polen

Der Bekleidungskonzern beschritt mit seiner Snapchat-Aktion damals komplettes Neuland in Polen. Die Mitarbeiter der Modemarke versteckten exklusive Party-Tickets in den verschiedenen Stores und schickten ihren Snapchat-Followern Hinweise darüber, wo die Tickets zu finden waren. Weil die Hinweisfotos nach wenigen Sekunden wieder von den Smartphone-Anzeigen verschwanden, war das für viele junge Kunden ein zusätzlicher Anreiz. Sie enterten die Shops in Massen, die Aktion wurde ein durchschlagender Erfolg. H & M bewegte viele Leute zum Mitspielen, gewann 943 neue Follower auf Snapchat und machte sich als trendige Marke mit der Kampagne in Polen einen Namen.

„Undercover Games“ bei Jägermeister

Auch die Traditionsmarke Jägermeister zählte in Europa zu den Pionieren des Online-Marketings auf Snapchat. Unter dem Namen „Undercover Games“ lud der Likörhersteller Kunden zu einer Party und machte die Einladung zu einem Snapchat-Event: Zunächst verrieten die Macher nur den Termin des Events. Erst Stück für Stück machte Jägermeister andre Details wie Location, Dresscode oder Motto in weiteren Snaps bekannt. Der besondere Reiz lag auch hier wieder darin, dass alle Nachrichten nur zehn Sekunden zu sehen waren. Die Aktion war ein toller Erfolg für Jägermeister: Rund 1.100 User wurden bei Snapchat auf die Party aufmerksam und rund 1000 besuchten schließlich die Party.

 

Das sind nur drei Beispiele, wie sich Snapchat kreativ für Ihre Zwecke nutzen lässt. Denken Sie immer daran, was die junge Snapchat-Gemeinde besonders anspricht: Es sind kreative und witzige Aktionen, die Snapchat-User begeistern und die die Zahl der Follower Ihres Unternehmens und Ihre Produkte in die Höhe schnellen lässt. Zudem wollen die User so persönlich wie möglich angesprochen werden, wie Umfragen zeigen.

 

Fazit

Snapchat ist eine interessante Alternative zu Facebook und Co, besonders dann, wenn Sie als Start-up oder frisch gestartetes Unternehmen eine junge Zielgruppe im Focus haben. Wer mit den kurzlebigen Fotos und Videosequenzen geschickt umzugehen weiß, der kann vor allem junge Leute bis 25 schnell für seine Produkte und Dienstleistungen mobilisieren.
Eine große Chance für Newcomer im Markt liegt auch darin, dass bei Snapchat die Big Player bislang viel weniger vertreten sind, als bei Facebook, Instagram oder YouTube. Hier können Sie als Neuling viel schneller Aufmerksamkeit generieren.

Sicher lohnt sich auch ein Blick auf TikTok, die erste und bislang einzige chinesische Social-Media-Plattform, die auch außerhalb des Reichs der Mitte aktiv ist. Nach den jüngsten Zahlen hat TikTok in Europa bereits 100 Millionen User, die die Plattform mindestens einmal pro Monat besuchen. Zwar ist das Nutzerverhalten anders, dafür erreichen Sie über TikTok eine ähnliche Zielgruppe.