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Ob in der Werbung, im Journalismus oder im Bereich der digitalen Medien – Fotografie und Film sind noch immer die beliebtesten Mittel, um Menschen visuelle Botschaften zu bestimmten Informationen, Produkten oder Dienstleistungen zu vermitteln. Designer, Fotografen, Kameraleute und Regisseure überlegen sich ununterbrochen, wie Produkte am Besten in Szene gesetzt werden können. Eine ganz besondere Rolle bei derartigen Inszenierungen spielt das Licht: Eine Fotografie oder ein Film kann nur mit Hilfe von Licht entstehen und Licht sorgt dafür, dass wir überhaupt in der Lage sind, etwas zu sehen. Es beeinflusst wesentlich, wie wir etwas wahrnehmen. Deshalb müssen fotografische oder filmische Überlegungen zur Inszenierung von Produkten immer auch mit Blick auf eine entsprechende Beleuchtung erfolgen: Denn diese sollte die Wirkung des Objekts oder der Objekte und deren Umgebung unterstreichen. Eine helle Beleuchtung mit natürlich wirkendem Licht lässt auch Gegenstände oder ganze Szenerien positiv, fröhlich oder appetitlich erscheinen. Dies ist beispielsweise bei der Lebensmittelfotografie oder beim Dreh von Werbespots für Supermarktprodukte hilfreich. Auch ein Hintergrund in Komplementärfarbe zum Produkt kann dessen Farbigkeit hervorheben und es knalliger, lebendiger und frischer erscheinen lassen.

Ebenso kann eine düstere oder eher zwielichtige Beleuchtung als Stilmittel eingesetzt werden. Mit farbigem Licht können insbesondere ganz besondere Stimmungen erzeugt werden: Manche Sportartikelhersteller setzen auf eine ungewöhnliche Inszenierung von Sneakern und anderer Sport- oder Freizeitbekleidung, indem sie ihre Produkte in rötlichem oder blauen Licht fotografieren lassen, um so als dynamische und „coole“ Marke, die sich von den anderen abhebt, in Erscheinung zu treten.

Um eine gleichmäßige Beleuchtung von Objekt und Hintergrund zu erreichen, verwenden Fotografen oder Regisseure neben hellen Strahlern, Hilfsmittel wie Reflektoren oder eine Hohlkehle. Letztere ermöglicht, dass Produkte auf einem Hintergrund ohne Kanten platziert werden können und einen Schatten ohne Falten oder störende Strukturen werfen. Sie besteht normalerweise aus hartem, weißem Material oder einer großen, farbigen Rolle Papier oder Stoff, die im Hintergrund aufgehängt und dann so ausgerollt wird, dass der vordere Teil, ohne Falten zu werfen, im Vordergrund auf dem Boden liegt. Das Objekt wird in der Regel darauf platziert und kann so vor einfarbigem Hintergrund gleichmäßig ausgeleuchtet, fotografiert oder gefilmt werden. Mit Reflektoren lassen sich außerdem störende Schatten, Spiegelungen oder ungleichmäßige Beleuchtung ausgleichen, indem Licht von außerhalb des Bildes in einem anderen Winkel auf das Objekt zurückgeworfen wird. Auf diese Weise lässt sich eine eventuelle Nachbearbeitung der Bilder wesentlich erleichtern, da Hintergründe, Schatten oder Glanzpunkte nicht aufwendig retuschiert werden müssen.

Besondere Vorsicht ist bei Studiofotografie oder -dreh geboten, wenn ein sogenannter Greenscreen verwendet wird, mit welchem nachträglich andere Hintergründe digital in das Bild eingefügt werden können. Hierfür muss das abgelichtete Objekt, bzw. die Szenerie mit dem späteren Hintergrund in Farbstimmung, Richtung und Art der Beleuchtung ungefähr überein stimmen, damit das Gesamtbild letztendlich realistisch wirkt – Eine Kunst für sich, die Spezialisten mit Hilfe einiger technischer Tricks und viel Erfahrung umsetzen können.
Natürlich macht für manche Vermarktungskonzepte auch Fotografie oder ein Videodreh im Freien bei natürlichem Tageslicht Sinn. Bei Sonne oder nicht zu starker Bewölkung entsteht so eine helle, natürliche Bildstimmung, die sich zum Beispiel für Mode- und Outdoorfotografie eignet und Nähe zu Natur oder Freizeitaktivitäten suggeriert.

Grundsätzlich können heute in der digitalen Nachbearbeitung von Fotografie oder Video sämtliche Parameter zu Lichtstimmung noch einmal eingestellt werden. Besonders die digitale Fotografie im RAW-Format ermöglicht es, Helligkeit, bestimmte Farben oder Lichtstimmungen im Nachhinein herauszuarbeiten und zu verstärken. Dies gilt auch für die Einstellungen von Beleuchtungsparametern bei der digitalen Erstellung von virtuellen Räumen oder Objekten. Programme für die inzwischen auf Websites oder im Film häufig gesehene 3D-Modulation ermöglicht es, jedes nur vorstellbare Objekt zu bauen und beliebig zu beleuchten: Helligkeit, Farbe, Entfernung, Richtung und Art der Lichtquelle können nach Wunsch festgelegt werden. Dabei ist es sogar möglich, ein Objekt von innen heraus leuchten zu lassen.
Doch auch wenn der Fantasie durch die Technik heutzutage keine Grenzen mehr gesetzt sind, muss die Darstellung von Produkten immer einem Konzept folgen, welches das Ziel der Vermarktung verfolgt. Deshalb ist die Wahl einer die Kernaussagen der Marke oder des Produkts kommunizierenden Beleuchtung von so großer Relevanz.

Foto: Stock, Jumpstory