Die Genese der KI: Historische Wurzeln und deutsche Pioniere
Die Idee von Maschinen, die denken können, reicht Jahrtausende zurück, doch die wissenschaftliche Disziplin der Künstlichen Intelligenz begann erst in der Mitte des 20. Jahrhunderts.15 Ein grundlegendes Konzept in der Geschichte der KI ist der Turing-Test, den der britische Mathematiker Alan Turing entwickelte. Dieser Test, der erstmals 1950 vorgestellt wurde, schlägt vor, dass eine Maschine als intelligent betrachtet werden kann, wenn ein Mensch nicht in der Lage ist zu unterscheiden, ob er mit einer Maschine oder einem anderen Menschen kommuniziert.16 Die Dartmouth-Konferenz im Sommer 1956 gilt weithin als der offizielle Startpunkt der KI-Forschung als akademisches Fachgebiet.17
Deutschland hat in den frühen Tagen der Informatik und der KI wichtige Beiträge geleistet. Konrad Zuse entwickelte in den 1940er und 1950er Jahren wegweisende Rechenmaschinen.18 Sein Plankalkül, das er um 1945 fertigstellte, wird als die weltweit erste universelle Programmiersprache angesehen und kann auch als eine sehr frühe Form einer KI-Programmiersprache betrachtet werden.19 Obwohl Zuses Arbeit zu seiner Zeit nicht die breite Anerkennung fand, die sie verdiente, legte sie wichtige Grundlagen für die moderne Informatik und die KI.

In den 1950er Jahren entwickelte Karl Steinbuch die sogenannte Lernmatrix, eine der ersten Formen eines künstlichen neuronalen Netzes.20 Sein Konzept, intelligente Funktionen mithilfe von Digitalrechnern zu modellieren, war zukunftsweisend, hatte aber zunächst keinen direkten Einfluss auf die frühe KI-Community.
Ein weiteres bemerkenswertes Beispiel für frühe deutsche Beiträge ist die Entwicklung des ersten selbstfahrenden Autos im Jahr 1986 durch Ernst Dickmanns an der Bundeswehruniversität München.21 Dieser Mercedes-Transporter war mit Kameras und einem Bordrechnersystem ausgestattet, das es ihm ermöglichte, auf Straßen ohne Hindernisse autonom zu fahren.
Obwohl die Entwicklung der KI in Deutschland im Vergleich zu den USA um etwa zwei Jahrzehnte verzögert begann 22 zeigten diese frühen Beiträge das Innovationspotenzial deutscher Forscher.
Der deutsch-amerikanische Informatiker Joseph Weizenbaum schuf 1966 mit ELIZA den ersten Chatbot, ein Programm, das in der Lage war, einfache Gespräche mit Menschen zu simulieren und die Illusion eines menschlichen Gesprächspartners zu erzeugen.23
Die eigentliche Etablierung der KI als Forschungsdisziplin in Deutschland begann in den 1970er Jahren und gewann in den 1980er Jahren an Fahrt. Ein wichtiger Meilenstein war die Gründung des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz (DFKI) im Jahr 1988.22 Das DFKI entwickelte sich schnell zu einer der weltweit führenden Forschungseinrichtungen im Bereich der KI und trug maßgeblich zur Vernetzung und Weiterentwicklung des Feldes in Deutschland bei. Schlüsselpersonen wie Wolfgang Wahlster, der lange Jahre als Geschäftsführer und wissenschaftlicher Direktor des DFKI fungierte 23, und Wolfgang Bibel 24 spielten eine entscheidende Rolle bei der Gestaltung der deutschen KI-Forschungslandschaft. Die Gesellschaft für Informatik (GI) trug ebenfalls zur Etablierung der KI als wissenschaftliche Disziplin in Deutschland bei.25
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